2 Wochen vorher:

 

Zwei Wochen vor Urlaubsbeginn beschlossen wir, dass ein Urlaub gut tun würde. Büro-freie-Zeit hatten wir vom 17.03 bis 25.03. schon jeweils genehmigt bekommen. Nett. Aber in Deutschland bleiben? Im Juli müssten wir 50% unserer freien Zeit auf die kleine Hundedame der Brauteltern Emma aufpassen – also auch nix mit verreisen… ihr Plüschpo passt in keine Handgepäckablage.

Also kurzerhand 2 Wochen vor Urlaubsbeginn schnell in ein Reisebüro.

„Wohin möchten Sie denn?“

„Egal… warm… und weg“

zack – schon war der Last minute Flug nach Lanzarote gebucht. (was sich heute schon alles Last minute schimpft… „last 2 Weeks“ wäre treffender….)

 

1 Woche vorher:

 

„Wir haben gar keine Koffer“

„Stimmt“

– also los und Koffer kaufen. Meiner wurde lila – Björns grün

„Dann findet man die wenigstens auf dem Gepäckband wieder.“

Über Geschmack lässt sich streiten – über Funktionalität nicht.

Beim Kofferpacken: „Björn was ist denn das für ein Paket“

„Nix… Finger weg“

„Zeig doch mal!“

„Nein!“

„Aber was nimmst du denn diesen komischen flachen Schuhkarton mit… Nu‘ zeig doch mal“

„Nein! Finger weg – das ist meins!“

„och menno.“

Koffer _inklusive_ ominösem Karton kamen also mit auf Reise.

 

 

Samstag, 17.03.2012


Björns Eltern brachten uns Samstagsmorgen zum Flughafen – gegen zehn sollte der Flieger starten.

Check in – Boarding – Flugzeug – warmes Essen im Flieger… schmeckt sogar– Landung – Hotel.

In der Hauptstadt Arrecife gelandet dauerte es 20 Minuten mit dem Bus, bis wir am Sternehotel Albatros in Costa Teguise ankamen. Hotel schön – Service toll – Essen lecker. Und das Hotelzimmer war klasse. Beim Reinkommen gelang man durch die Eingangstür erstmal in den schmalen Flur. Nach rechts ging das Schlafzimmer, nach links kam das Wohnzimmer, fast vor einem lag das Badezimmer. Alles sehr gepflegt. Vom Wohnzimmer aus kam man auf einen kleinen, feinen und überdachten Balkon. Zwei Stühle und Tisch, Blick auf die hübsche Poollandschaft. Zimmernummer L2016. Wir waren zufrieden.

So verbrachten wir den Samstag mit dem Ausräumen der Koffer ´

„Nu sag doch endlich was da drin ist… das raschelt, wenn man es schüttelt“

„Jili!!! Gib das her und hör auf zu schütteln!!“

„Ist das für miiiich?“ (Frauen können ja so anstrengend sein)

Danach erfolgte die Erkundung des Strandes, des kleinen Ortes und abends der Genuss des leckeren Hotel-Essens.

 


Sonntag, 18.03.2012


Am Sonntag fuhren wir dann auf den größten Markt der Kanaren in Tequise. Man kann sich nicht vorstellen, wie sich in ein so kleines Dorf so viele Stände mit Sonnenbrillen, Schmuck, Essen, Souvenirs und Nippes stapeln können.

Ein schöner Tag. Kaum Wolken, Spaß gehabt, glücklich, zu zweit. Als wir zurückkamen schlug Björn vor, dass wir uns im Spar-Markt gegenüber des Hotels eine Flasche Wein und ein paar Teelichter holen könnten. Dann könnte man es sich "irgendwann die Tage" abends auf dem Balkon schön machen. Der Kellner im Hotelrestaurant lieh uns für die Woche auch seinen Korkenzieher. Toll! Danke! Im Spar-Markt fanden wir auch Teelichter

„Warum nimmst du denn die 50er Packung? Reichen nicht die da? Da sind nur 10 drin. Du fackelst noch den Balkon ab!“

„hm… ne ne, Jili“

Den restlichen Sonntagnachmittag verbrachten wir damit, am Pool zu liegen mit dem hoffnungsvollen Ziel, braun zu werden.

„Jili ich geh‘ kurz ins Zimmer… bin gleich wieder da“

„mmmhm“

Es dauerte erstaunlich lange bis Björn wieder auftauchte. Egal… Männer brauchen manchmal länger. Umdrehen… Bauch bräunen. Abends wieder gut und viel gegessen. Diskussion bei Tisch: „Du verheimlichst doch was, Björn!“

„Ich? Wieso“

„Der Karton!“

„Och Jili…..“

„Doch doch doch …. Nun sag mir doch endlich was drin ist“

„Hm“

„Es ist für mich, oder?“

„Hm“

„Na dann kannst du es mir ja auch jetzt geben“

„Hmmm….“

„Also ich vermute ja einen Gutschein… es raschelt... und der Karton ist zu groß für Schmuck“

„Hast du etwa schon wieder geschüttelt“ ?

„Nein... Nu sag es mir schon“

"Hm“

Als wir auf's Hotelzimmer gingen knipste ich den Fernseher an und wollte mich grade auf das Sofa fallen lassen.

„Willst du nicht noch.. öhm.. vielleicht Haare waschen gehen, Jili?“

„Habe ich doch vorhin schon.“

Oh Harry Potter läuft auf RTL.

„Hm….. geh doch mal weg“

„?!“

„Komm geh mal ins Schlafzimmer….“

Zack - Tür zu.

„Björni, was hast du denn vor?“

„Bleib mal da… hol dich da gleich wieder raus“

… Aha….

Im Schlafzimmer steht auch ein Fernseher. Fein. Oh es läuft auch Doktor Eckhardt von Hirschhausen… Er erzählt lustige Dinge zum Thema „Was ist Glück“. Witziger Mann. Was riecht denn da so sehr nach Streichholz? Egal… Björn wird schon wissen was er macht. Die Tür geht auf… nur einen kleinen Spalt weit. Björn steckt seinen Kopf durch.

„Jili… du kannst kommen….“

Schade. Von Hirschhausen erzählte grade, dass der Mensch abgestumpft wird durch Alltagsglück und pures, Adrenalin-gepuschtes Glück meistens nur bei Extrem-Situationen empfindet. Sehr unterhaltsam erklärt. Na gut… aufstehen und mitgehen. Neugierig ist der Mensch ja auch. Björn macht die Tür ganz auf.

 

Ein Weg aus roten Rosenblättern, gesäumt von leuchtenden Teelichtern führt mich Richtung Wohnzimmer. Mit den Füßen mochte ich gar nicht auf die zarten Blätter treten. Sie sind ganz sanft unter den nackten Zehen. Ich bück mich und hebe eines auf. Fühlt sich echt an.

„Die sind echt?!“

„Ja!.... komm mit.“

Björn nimmt mich an der Hand und geht mit mir bis ins Wohnzimmer. Mehr Kerzen, mehr Rosenblätter. Wunderschön. Der ganze Raum ist nur durch Kerzen erhellt. Auf dem kleinen Couchtisch brennt ein großes Herz aus Kerzen. Überall diese Rosen. Und den Wein hat er aufgemacht und in zwei Gläser gegossen. Wo hat er denn den Wein her?!

„Jili.. du bist die tollste Frau der Welt.“

„Ja... ich weiß.“

Und wie hat er die Kerzen angezündet? Wir hatten doch gar kein Feuerzeug…. Aber hübsch hat er das gemacht. Herrje, was wird das denn hier. Er nimmt meine Hände in seine.

„Jili!! Also: Du bist die tollste Frau der Welt… Und wir sind jetzt 5 ½ Jahre zusammen. Und ich möchte für immer mit dir zusammenbleiben…“

ooooh Herrje... meine Knie fangen an zu schlottern und mir wird etwas mulmig.

Das wird doch jetzt nicht etwa….

„…und deshalb möchte ich dich fragen:...“

Er kniet sich hin und kramt hinter seinem Rücken eine kleine Schatulle hervor. „Möchtest du meine Frau werden?“

Natürlich sage ich „JA“.

Er steckt mir den Ring an. Meine Knie geben nach und ich sacke zu ihm auf den Boden. Er küsst mich…. Wie ich die nächste Stunde überstanden habe weiß ich nicht. Ich habe vor lauter Rührung geheult wie ein Schlosshund und immer wieder ungläubig auf meinen Ring gestarrt. Er ist wunderschön. Nun bin ich verlobt. Ich habe Ja gesagt. Er erzählt mir, dass er auch bei meinen Eltern um meine Hand angehalten hat. Gentleman. Auch sie sagten Ja. Schön! Nach einem Glas Wein geht es mir besser. Wir setzen uns auf den Balkon. Wir grinsen beide wie kleine Katzenkinder.

Ich bin verlobt! Wir sind verlobt! Wir werden heiraten!

Wir sprechen über ein Datum… über alles was jetzt kommen wird. Ich rufe meine Mama an und heul wieder. Glück pur!

Wir sitzen noch lange zusammen und bereden alles dreimal. Woher er die Rosen hatte: Im kleinen ominösen Karton. Es sind echte konservierte Rosenblätter, die man im Internet bestellen kann. (Wie wir später feststellen müssen färben sie gerne und leicht) Den Ring hatte er im Portemonnaie immer dabei. Er hatte mir Wochen vorher mal meinen bisherigen stibitzt und beim Juwelier ausmessen lassen. Den Wein und die Streichhölzer: Er war nur kurz auf dem Zimmer am Nachmittag und ist dann rüber zum Supermarkt.

Mein Held.

 


Tage danach


Wir haben die gesamte Insel nach Hochzeitsmagazinen abgesucht. Fast alle deutschen Zeitschriften fand man auch dort auf Lanzarote. Von „Super Illu“ über „Bravo“ bis hin zu „Computer Bild“. Aber kein einziges zum Thema Hochzeit. Wer mich kennt kann sich meinen Tatendrang vorstellen. Aber selbst bei der Abreise auf dem Flughafen fanden wir kein einziges Heft.

Die restlichen Urlaubstage war großartig. Viel Sonne, viele Ausflüge – einfach viel Urlaub. Wir strahlten mit der Sonne um die Wette.

Unser Flieger nach Hause landete gegen 21 Uhr in Hamburg. Wir hatten abgesprochen, dass Jil's Eltern uns abholen würden. Als wir durch die Absperrung durchgingen fühlte ich mich zumindest wie durch Linda deMols „Zauberkugel“ Denn vor uns standen meine Eltern – und Kirsten hielt ein riesiges Plakat hoch. Im Layout der Titelseite des Magazins „Cosmopolitan“ prangte dort das Bild von Björn im Anzug mit Blumen und Sekt in der Hand, wie er meine Eltern um meine Hand fragte. Unterm Arm hatte sie eine Hochzeitszeitschrift

Juhuuuuuuuuu… hallo erstmal.. ooooh Jili.. ich habe noch zwei Magazine bei euch auf den Esstisch gelegt. Ooooh mein Sohn“

Daraufhin fiel sie Björn um den Hals. Auch Harry wollte uns verwöhnen und hatte einen wunderschönen Strauß Rosen zur Feier des Tages mitgebracht. Zu viert schoben wir dann durch den Flughafen Richtung Auto. Auch die patrouillierenden Polizisten guckten etwas verstört, da Kirsten das Schild wie bei einer Demonstration hochhielt und schwenkte.

 


 

Lieber Dr. Eckhardt von Hirschhausen. Sie haben in der Sendung an besagtem Abend versucht, den Auslöser für Glück zu beschreiben. Wir haben ihn gefunden:

Uns! Unsere gemeinsame Zukunft! Und die beste Familie, die immer für uns da ist!